Alte Aller zu neuem Leben erweckt


Abnahme der Renaturierungsmaßnahme/Natur-Kleinod mitten in Verden

Ein kobaltblau schillernder Eisvogel fliegt flach über die leicht bewegte Wasseroberfläche hinweg, an den von Weiden gesäumten Uferbereich gleitet langsam ein Biber ins Wasser und lässt sich treiben. Auf dem kiesigen Untergrund der Furt ruhen Gänse, Enten und Flussuferläufer vereint. Wir befinden uns mitten in einem Natur-Kleinod in Verden - der Alten Aller.

 

Bis vor knapp zwei Jahren noch drohte der letzte verbliebene Altarm der Aller im Landkreis Verden, durch fehlende dauerhafte Durchströmung zu verlanden und somit als einzigartiger Lebensraum zu schwinden. Das Projekt AllerVielfalt Verden setzte sich auf Initiative und Vorplanung des Vereins der Sportfischer Verden/Aller e.V. zum Ziel, die bestehende Planung umzusetzen, um diesen Lebensraum zu erhalten. Von November 2022 bis Februar 2023 erfolgten dann die Bauarbeiten, wobei der Altarm mit dem bisher isolierten Altgewässer und dem Einlauf über zwei neu angelegte Gerinne mit 10 Meter Breite und 3 Meter Tiefe über eine Länge von insgesamt 350 Meter verbunden wurde.

 

Durch den Wiederanschluss des Altarms entstand eine Insel, weshalb an dem Einlauf des Altarms eine Furt neu angelegt wurde, um den Zugang für die Landwirte zu den Wiesen zu ermöglichen. Die Furt ist so gebaut worden, dass sie bei Pegelständen über Mittelwasser überspült wird und eine Durchströmung stattfindet. Bei der Maßnahme wurden etwa 8.000 Kubikmeter Boden ausgehoben, transportiert, zwischengelagert und auf Kontaminierung von Schadstoffen geprüft. Im Frühling dieses Jahres konnte dieser Boden dann für den Deichneubau an der B216 verwendet werden. Damit ist die erste Renaturierungsmaßnahme vollends abgeschlossen und wurde am 24.10.2024 offiziell von der Wasser- und Bodenbehörde abgenommen.

Aus der Luft ist die Furt an der Alten Aller gut zu erkennen.            Foto: Arne von Brill
Aus der Luft ist die Furt an der Alten Aller gut zu erkennen. Foto: Arne von Brill

Nachdem der Altarm als vorgezogene Maßnahme im Rahmen des AllerVielfalt Verden-Projektes an den Hauptstrom angebunden wurde, bietet die Alte Aller wieder einer Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten ein Zuhause. Für den Biber stellen die Weiden der Weichholzaue eine Nahrungsquelle dar. Sie liefern aber auch das Baumaterial für die typischen Biberburgen. Durch die geringe Strömung ist die Alte Aller aber auch ein ideales Laichhabitat für eine Vielzahl an Fischarten wie dem Bitterling, ein kleiner Karpfenfisch, der zu den stark gefährdeten Fischarten in Deutschland gehört. Auch für die Krebsschere, einer seltenen bedrohten Schwimmpflanzenart, stellt der Altarm aufgrund seiner langsamen Fließgeschwindigkeit ein geeignetes Habitat dar.

 

Weitere Maßnahmen werden innerhalb der nächsten 7 Jahre an der Aller folgen, denn das Ziel des Projektes AllerVielfalt Verden ist es die Lebensräume und Lebensgemeinschaften der Aller im Landkreis Verden großräumig zu verbessern. Dazu arbeiten NABU e.V., Landkreis Verden und die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) als Projektpartner zusammen um gemeinsam die rund 30 km lange Fließstrecke der Aller ökologisch aufzuwerten. Derzeit werden diese Maßnahmenvorschläge auf ihre Umsetzbarkeit geprüft. Die Akteure des Projektes befinden sich dabei auch im Dialog mit allen Flächeneigentümern und Nutzenden in der Allerniederung.