Ein Altgewässer wird zu neuem Leben erweckt

Anschluss der Alten Aller an den Hauptstrom

Die "Alte Aller" bei Verden - Foto:NABU
Die "Alte Aller" bei Verden - Foto:NABU

Die Alte Aller bei Verden ist heute der einzige erhaltene Altarm entlang der Aller im Landkreis Verden und zeugt mit seinen weidenbestandenen, unverbauten Ufern vom einstigen naturnahen Aussehen des Flusses. Vor einigen Jahrhunderten wurde das Flussbett zugunsten der Schifffahrt näher an die Stadt verlegt. Zur besseren Wasserversorgung des neuen Hauptlaufs wurde die Alte Aller später vom Hauptstrom abgetrennt. Heute bietet der Altarm einer Vielzahl von selten geworden Pflanzen- und Tierarten ein Zuhause. Die fehlende dauerhafte Durchströmung führte zu einer zunehmenden Verlandung des Gewässers und auf Dauer zum Verschwinden dieses Lebensraumes.

 

Die erste, große Maßnahme, die im Rahmen des „AllerVielfalt Verden“-Projektes umgesetzt wurde, ist der Wiederanschluss der Alten Aller an den Hauptstrom. Das Vorhaben geht auf eine Initiative des Vereins der Sportfischer Verden/Aller e.V. zurück, die die ersten Planungsschritte bis Mitte der 2010er Jahre begleitet haben, und wurde vom Landkreis Verden bis zur abschließenden Genehmigung im Jahr 2019 weitergeführt. Im Rahmen des vom NABU Bundesverband initiierten BBD Projekt „AllerVielfalt“ wurde diese Maßnahme in das Projekt aufgenommen. Von November 2022 bis Februar 2023 fanden die Bauarbeiten am südlichen Ende der Alten Aller statt. Letzte Nacharbeiten wurden im September 2023 durchgeführt, lediglich der Bodenaushub muss noch verbracht werden, um die Maßnahme vollends abschließen zu können. Vorgesehen ist, den Abraum zur Sanierung eines alten Deichabschnitts an der B216 zu nutzen, welche im kommenden Jahr vom Deichverband durchgeführt werden soll.

 

Die Alte Aller im Jahr 2015 vor Durchführung der Maßnahme - Foto: NABU/W. Kundel
Die Alte Aller im Jahr 2015 vor Durchführung der Maßnahme - Foto: NABU/W. Kundel
Die Alte Aller nach Anschluss an den Hauptstrom - Foto: NABU/K. Kalinowski
Die Alte Aller nach Anschluss an den Hauptstrom - Foto: NABU/K. Kalinowski

Um den Altarm wieder an den Hauptstrom der Aller anzuschließen, wurde der Altarm mit dem bisher isolierten Altgewässer und dem Einlauf über zwei neu angelegte Gerinne, welche ca. zusammen ca. 10 m breit, 3 m tief und zusammen etwa 350 m lang sind, oberstromig verbunden. Bei Wasserständen oberhalb von Mittelwasser dringt Wasser über eine Furt vom Hauptstrom in den Altarm ein und sorgt so für eine bessere Durchströmung. Die Erreichbarkeit der nördlich vom Altarm liegenden Wiesen ist über eine neu angelegte Furt im Einlaufbereich gegeben. 


Der europäische Bitterling findet in der "Alten Aller" einen idealen Lebensraum - Foto: CreativeNature.nl
Der europäische Bitterling findet in der "Alten Aller" einen idealen Lebensraum - Foto: CreativeNature.nl

 

Die Alte Aller bietet durch ihre naturnahe Beschaffenheit und der geringen Strömung ein ideales Laichhabitat für eine Vielzahl an Fischarten wie dem Bitterling. Der kleine Karpfenfisch gehört zu den stark gefährdeten Fischarten in Deutschland und ist bei seiner Fortpflanzung auf das Vorkommen von Fluss- und Teichmuschel angewiesen, deren Bestand in der Alten Aller ausreichend vorhanden ist.

 

Schon gewusst?

Im Vergleich zu seinen Artgenossen hat der Bitterling eine ungewöhnliche Fortpflanzungsmethode entwickelt. Zur Laichzeit, von April bis Juni, legt das Bitterling Weibchen mit Hilfe ihrer Legeröhre 1-2 Eier in den Kiemenraum einer Großmuschel ab. Anschließend entlässt das Männchen seine Spermien ins Wasser nahe der Muschel, welche dann über die Wasserströmung ebenfalls in die Muschel gelangen. Insgesamt legt das Bitterling Weibchen an die 250 Eier, verteilt auf mehrere Muscheln. 

Die Krebsschere, eine selten gewordene Wasserpflanzenart - Foto: H. Schwarting
Die Krebsschere, eine selten gewordene Wasserpflanzenart - Foto: H. Schwarting

Auch für die seltene und bedrohte Schwimmpflanzenart, die Krebsschere, stellt der Altarm aufgrund seiner langsamen Fließgeschwindigkeit einen geeigneten Lebensraum dar. Die Wasserpflanze benötigt zudem klares und sauberes Wasser, um zu gedeihen und steht durch die Bundesartenschutzverordnung unter Schutz. Im restlichen Projektgebiet ist die Krebsschere kaum noch vorhanden, daher trägt der Erhalt und Wiederanschluss der Alten Aller an den Hauptstrom wesentlich zu ihrem Schutz bei.