Der Auenwald

Ein Lebensraum geprägt vom Wasser

Die Wälder und Wiesen entlang der Flussläufe werden als „Auen“ bezeichnet und bilden einen einzigartigen, facettenreichen Lebensraum. Kaum ein Ökosystem ist so stark durch das Wasser geprägt wie die Aue. Durch die Dynamik des Wassers sind Auen ständig im Wandel. Erosion, Ablagerungen, Überflutungen und Grundwasserschwankungen schaffen auf natürliche Weise immer wieder neue Lebensräume. Der Fluss prägt die Gestalt und Form der Aue maßgeblich, wodurch Strukturreichtum und ein Nährboden für außergewöhnliche Artenvielfalt entsteht. 

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Auenwald an der Aller - Foto: Klemens Karkow

In Auen finden eine Vielzahl an Pflanzenarten einen idealen Lebensraum. In tiefere, flussnahe Bereiche sind von einer Vegetation bestehend aus krautartigen Pionierpflanzen geprägt, die eine hohe Toleranz gegen Staunässe besitzen (z. B. Gänsefußgewächse, Knöterich). In weniger stark überschwemmten Gebieten in der Aue wachsen Weichholzbaumarten (z. B.  Weiden, Erlen). Höheren Lagen sind dominiert von Auenwäldern mit Hartholzarten (z. B. Eiche, Ulme, Esche). 

 

Auch Amphibien, Fische, Reptilien, Vögel, Säugetieren sowie Insekten bewohnen die Auen. Für viele Amphibien und Fische bieten Auen eine weitgehend geschützte Brutstätte. Fast alle der heimischen Amphibienarten sind dort vorzufinden. Darüber hinaus erfüllen Auen wichtige Ökosystemfunktionen: Schutz vor Hochwasser, Speicherung von Grund- und Trinkwasser und Säuberung des Wassers.. 

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Auewiesen an der Aller - Foto: Klemens Karkow

An der Aller finden sich nur Bruchstücke von natürlichen oder ursprünglichen Auen, auch morphologische Aue genannt. Ein Großteil der morphologischen Aue ist vom natürlichen Überschwemmungsgeschehen abgeschnitten und weitgehend mit intensiven ackerbaulichen und Grünland Nutzungen überformt. In der rezenten Aue, der heute noch überflutbare Teil der Aue, findet sich nur noch ein geringer Anteil an naturnahen Strukturen wie Gewässern, Feuchtgebieten und Wald, während der Großteil der Auenflächen für die Grünlandbewirtschaftung und den Ackerbau genutzt wird.

 

Zusätzlich zum landwirtschaftlichen Ausbau wurde die Aue an der Aller stark eingedeicht, was zu einem großen Verlust an Überschwemmungsflächen geführt hat. Der Ausbau der Aller hat den natürlichen Wasserhaushalt stark verändert: die Gewässersohle hat sich um circa einen Meter vertieft.. Das hat zur Folge, dass sie Aue anstelle von mindestens 120 Tagen, nur noch durchschnittlich 40 Tage im Jahr überflutet wird.  

 

Auen zählen zu den artenreichsten Lebensräumen Deutschlands, aber auch gleichzeitig zu den gefährdetsten. Ihr Schutz und Erhalt ist daher von besonderer Bedeutung. Darauf begründet hat sich das Projekt „AllerVielfalt Verden" zum Ziel gesetzt an der Aller und in ihrer Aue naturnahe Strukturen wiederherzustellen und die Artenvielfalt zu fördern. Dazu wird in den nächsten Jahren ein Gewässerpflege- und Entwicklungsplans erstellt, welcher geeignete Renaturierungsmaßnahmen entwickelt und evaluiert.